Die FIFA-WM 2022 in Katar und die Zukunft der menschenwürdigen Arbeit: bedrückendes Schweigen zu den Rechten der Wanderarbeitnehmer


(Photo: Reuters/Kai Pfaffenbach)

Doha, Katar, und Genf, Schweiz, 18. November 2022: Die Kampagne der Bau- und Holzarbeiter Internationale (BHI) für gute, menschenwürdige Arbeit rund um die FIFA-Weltmeisterschaft in Katar 2022 startete vor über zehn Jahren; zwei Tage vor Turnierbeginn blickt der Gewerkschaftsverband nun auf die Fortschritte, die mit Blick auf das Versprechen gemacht wurden, dass die Arbeitsbedingungen für die Wanderarbeitnehmer auch nach dem Turnier gut und menschenwürdig sind, und ruft die katarischen Behörden dazu auf, gemeinsam mit der BHI die erzielten Verbesserungen weiter auszubauen und darauf aufzubauen. Zu diesem Zweck soll ein Zentrum für Arbeitsmigranten (Migrant Workers’ Centre) eingerichtet werden, das es den Arbeitern ermöglicht, ihr Schicksal mitzubestimmen. Damit werden die positiven Verbesserungen für Katar und die Welt auch über die Weltmeisterschaft hinaus bestehen bleiben. Leider gibt es bis heute keinerlei Anzeichen dafür, dass dieser nachhaltige Schritt erfolgen wird. 


Die BHI hat 2016 ihre Kampagne „Rote Karte für die FIFA“ beendet. Seitdem hat die BHI Gelegenheiten für einen Dialog mit den Behörden in Katar entwickelt, eine Partnerschaft mit dem WM-Organisationsausschuss in Katar, dem Supreme Committee for Delivery and Legacy (SC), für menschenwürdige Beschäftigungsstandards rund um die Bauprojekte der WM aufgebaut und die Möglichkeit bekommen, vor Ort tätig zu werden. 


Die FIFA hat Menschenrechtsgrundsätze verabschiedet, und die BHI war Teil eines kleinen Gremiums, das diesen Prozess begleitet hat. In diesen Grundsätzen verpflichtet sich die Organisation zur Einhaltung aller international anerkannten Menschenrechte und zur Förderung des Schutzes dieser Rechte. So sollen unter anderem Reformen unterstützt, begleitet und bewahrt werden und weitere Fortschritte beim Schutz der Menschenrechte von Arbeitsmigranten in Katar bis 2022 und darüber hinaus ermöglicht werden. Es scheint jedoch so, dass die FIFA-Eigenverpflichtung zu Menschenrechten nicht mehr dieselbe Priorität hat wie zum Zeitpunkt ihrer Erarbeitung und Annahme. Es besteht ein grundlegender Konflikt zwischen einer starken Menschenrechtspolitik und einem Business-as-usual-Ansatz.


In den vergangenen Jahren hat die BHI bei mehreren Gelegenheiten die in Katar erreichten Fortschritte beim Arbeitsrecht anerkennend gewürdigt. Doch es müssen noch weitere Verbesserungen bei der Umsetzung, Arbeitsaufsicht und Durchsetzung folgen. Trotz der gesetzlichen Änderungen hat die BHI bei ihrer Arbeit mit den Wanderarbeitnehmern festgestellt, dass zahlreiche Arbeitgeber das Gesetz missachten, gegen die Menschenrechte verstoßen und Unrecht fortsetzen, das durch die Reformen eliminiert werden sollte. 


Es gibt nach wie vor schwerwiegende Defizite, doch auf der anderen Seite besteht die Zusammenarbeit der BHI mit den katarischen Behörden bereits so lange, mit guten Absichten beider Parteien als Grundlage. Angesichts der Probleme und dieser positiven Historie ist die BHI der Auffassung, dass Reformen nur dann nachhaltig sein können, wenn noch vor Ende der Weltmeisterschaft in den folgenden drei Bereichen ein Übereinkommen erzielt wird:


  • Einrichtung und Anerkennung eines Zentrums für Arbeitsmigranten , um die laufende Arbeit weiterzuführen und voranzubringen und als Einrichtung für die Arbeitnehmer, über die sie sich laufend weiterbilden, sich über ihre Rechte gemäß katarischem Gesetz informieren und Führungskompetenz sowie andere Fähigkeiten und Fertigkeiten erwerben können. Die internationale Fußballgemeinschaft und Menschenrechtsorganisationen haben breite Unterstützung für dieses Zentrum signalisiert.
  • Konsolidierung und Einbettung der durch den SC erreichten Verbesserungen hinsichtlich der Gesundheit und Sicherheit der Arbeitnehmer sowie der Standards für das Wohlergehen der Beschäftigten bei Bauprojekten für die WM sowie deren Ausweitung auf die gesamte Bauindustrie in Katar.
  • Erfolgreiche Umsetzung der gemeinsamen Absichtserklärung (Memorandum of Understanding) der BHI und des katarischen Arbeitsministeriums , insbesondere mit Blick auf die Achtung und Durchsetzung von Arbeitsreformen, Sensibilisierung, Schulungen, Nutzung der Beschwerdeverfahren durch die Arbeitnehmer und Institutionalisierung des Community Leaders Forum als Sprachrohr der Gemeinschaft der Wanderarbeitnehmer in Katar.

Es ist bedauerlich, dass kurz vor Beginn der Weltmeisterschaft immer noch keine Antwort zu den oben erläuterten positiven Initiativen an die BHI kommuniziert wurde. Stattdessen hüllt man sich in Schweigen.


In football terms, migrant workers are playing the extra time and the result is still unknown. On 18 December, the World Cup will be over and the teams and the fans will return home. However, migrant workers will remain. They will continue to build and perform other services that contribute to the progress and prosperity of Qatar.


Die BHI steht auch nach der WM 2022 an der Seite der Arbeitsmigranten in Katar, so lange, bis ihre Menschenrechte vollumfassend realisiert, geschützt und geachtet werden. 


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