Lidia Romero, die einer indigenen Volksgruppe in Bolivien angehört, ist seit drei Jahren in der Baubranche beschäftigt. In der Anfangsphase war sie für Unternehmen im informellen Sektor tätig. Ihre dort gesammelten Erfahrungen haben sie sehr negativ geprägt.
"Ich wurde gezwungen, ohne Bezahlung zu arbeiten. Wären mir damals meine Rechte bekannt gewesen, hätte ich für sie kämpfen können. Ich habe mich dann entschieden, selbstständig zu arbeiten,“ erklärt die 43-jährige Arbeiterin.
Lidia steht früh am Morgen auf, bringt ihre Tochter zur Schule und trifft sich dann mit anderen selbstständigen Bauarbeiterinnen, um ihre Leistungen anzubieten und um Verträge für einen Tag oder eine Woche abzuschließen. Die Gruppe der Frauen, der Lidia angehört, durchquert mit Postern und Megaphonen die Straßen der Stadt und versucht, insbesondere vor Werkshallen und Handwerksbetrieben die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Zu den von den Frauen angebotenen Leistungen gehören Maler-, Maurer- und Klempnerarbeiten, elektrische Installationen, Fassadenverkleidung und gelegentlich auch Schreinerarbeiten.
Lidia nimmt keine Arbeit an, bevor nicht ein Vertrag unterzeichnet wurde, in dem alle wichtigen Einzelheiten über ihre Pflichten und Leistungen festgelegt wurden. „Diese Arbeitsweise bietet mir Flexibilität, so dass ich in der Lage bin, auch persönliche Aufgaben wahrzunehmen, wie beispielsweise meine Hausarbeit zu erledigen und mich der Beaufsichtigung meiner Kinder zu widmen.
"Dies war mir nicht möglich, als ich noch bei Bauunternehmen im informellen Sektor beschäftigt war,“ erklärt Lidia.
Zukünftige Aktionen
Lidia Romero ist in der ersten Datenbank für Arbeitnehmerinnen im bolivianischen Bausektor verzeichnet. Diese wurde gemeinsam von der ILO und vom bolivianischen Arbeitgeberverband ins Leben gerufen. Ihre Zielsetzung besteht darin, den Frauen einen besseren Überblick über die derzeitige Situation auf dem Arbeitsmarkt zu geben und Beschäftigungsmöglichkeiten zu schaffen (www.maestrasconstructoras.org).
Der nationale Koordinator in Bolivien, Rodrigo Mogrovejo, betonte, wie wichtig die Vernetzung von Ausbildungszentren für indigene bolivianische Frauen mit den Arbeitgebern ist. Diese Vernetzung ermöglicht den Frauen, die viel Zeit für eine gute Ausbildung in den Schulungszentren verbringen, in den Unternehmen, die ihre Leistungen in Anspruch nehmen wollen, eine menschenwürdige Arbeit zu finden. Die im bolivianischen Bausektor beschäftigten 471.000 Arbeitnehmer machen 8,8% der Gesamtzahl der Beschäftigten des Landes aus.
Nur 4,5% davon sind Frauen. Allerdings nimmt die Zahl der im Bausektor beschäftigten Frauen kontinuierlich zu.
So stieg ihr Anteil in der bolivianischen Hauptstadt La Paz in den vergangenen Jahren von 5,2% auf 6,4% an. Die Frauenbeschäftigungsrate stieg von 0,49% auf 1,5% und die Beschäftigungsrate der Männer stieg von 9,3% auf 10,9%. In El Alto stieg der Anteil der Beschäftigten im Bausektor von 8,2% auf 9,1%. Der Frauenanteil stieg von 0,662% auf 1.7% und der Anteil der Männer von 13,4% auf 15,4%.
Quelle: http://www.ilo.org/global/about-the-ilo/newsroom/features/WCMS_551204/lang--es/index.htm