KATAR - GERECHTIGKEIT FÜR WANDERARBEITER: IHRE RECHTE STEHEN NICHT ZUM VERKAUF

 (Photo: www.forbes.com/ David Ramos - FIFA/FIFA via Getty Images /FIFA VIA GETTY IMAGES)


GENF, 14. DEZEMBER 2022 - Die BHI reagiert mit Empörung auf Medienberichte, die einen wesentlichen, abseits des Spielfeldes stattfindenden Vorgang im Zusammenhang mit der Weltmeisterschaft in Katar ans Licht brachten, infolge dessen Korruptionsvorwürfe unter anderem gegen Abgeordnete des EU-Parlaments erhoben wurden.


Es handelt sich um schwere Vorwürfe. Die BHI verurteilt jegliche Form von Korruption. Ohne Kompromisse. Die Situation ist immer äußerst bedenklich, wenn Personen mit gesamtgesellschaftlicher Verantwortung der Korruption beschuldigt werden. Sie ist umso schockierender, wenn diejenigen, die Bestechungsgelder entgegengenommen haben sollen – aufgrund angegebener politischer Ämter oder Pflichten – behaupten, sie stünden auf der Seite der Arbeitnehmer. In diesem Fall sind die Folgen der Korruption für die Menschen am gravierendsten, die sowieso bereits ausgebeutet und ausgenutzt werden, vulnerabel und in unseren Gesellschaften unsichtbar sind: die Wanderarbeiter in Katar. Dadurch werden sie noch schwächer und können sich nicht mehr verteidigen.  


Die Korruptionsvorwürfe werden beizeiten von einer eigenständigen Justiz geklärt werden, unabhängig davon, was Staatsanwälte, die Beschuldigten, Regierungen oder Parteien sich wünschen.  


Wenn ein Gericht die Vorwürfe bestätigt, würde dies eine klare und deutliche Botschaft senden. Jeder, der die Menschenrechte von Arbeitsmigranten dem Abverkauf preisgegeben hat, ob es sich um Politiker, Gewerkschaftsfunktionäre oder Vertreter der Zivilgesellschaft handelt, muss für seine Taten bezahlen.

Seit über zehn Jahren steht die BHI an der Seite der Wanderarbeitnehmer in Katar, die sich dafür stark machen, ihre Rechte und Interessen zu verteidigen und ihr eigenes Schicksal mitbestimmen zu können.  


Die BHI erkennt an, dass bei den Texten von Gesetzen und Verordnungen sowie hinsichtlich der Reform des Kafala-Systems Fortschritte erzielt worden sind. Ebenso hat die Organisation warnende Worte gesprochen, weil es an nachhaltiger Umsetzung fehlt. Vor Ort ist Lohnmissbrauch weit verbreitet, wie berichtet wird, und zusammen mit Verstößen gegen das Arbeitsrecht zeigt sich ein unausgewogenes Machtverhältnis, bei dem die Arbeitgeber zu viel und die Arbeitnehmer zu wenig zu sagen haben. Die BHI hat deutlich gemacht, dass die Durchsetzung des Arbeitsrechts nur dann glaubwürdig sein kann, wenn unabhängige Arbeitnehmerorganisationen und Gewerkschaften eingebunden werden.  


Seit Juli 2021 fordern die BHI und die globale Spielervereinigung FIFPRO, dass weitere Schritte ergriffen werden, damit die katarische Regierung den Schutz der Menschenrechte sicherstellt, einschließlich der Grundrechte der Arbeitnehmer auf Organisation und Tarifverhandlungen,und dass ein Zentrum für Arbeitsmigranten eingerichtet wird, um aktuelle und zukünftige Ungerechtigkeiten anzugehen 


Im Mai 2022 schloss sich die BHI einer breiteren Koalition an, die darum bat, ein umfassendes Programm zu finanzieren, damit Wanderarbeiter für missbräuchliches Verhalten im Vorfeld des Turniers entschädigt werden. Beide Initiativen wurden von zahlreichen Fußballverbänden, führenden Politikern, Sponsoren und Sportlern unterstützt. Doch nur eine Woche vor dem Abpfiff des letzten Spiels herrscht weiterhin Schweigen als Antwort auf die Rufe nach einem Zentrum für Arbeitsmigranten und einem Entschädigungsfonds; es werden missverständliche Formulierungen, falsche Tatsachen oder leere Versprechungen geäußert. 


Das Versprechen, dass die Verbesserungen auch nach der Weltmeisterschaft bestehen bleiben, kann nicht gehalten werden, solange den Anliegen der Arbeitsmigranten kein Gehör geschenkt wird,,sie keine Vertretung und somit kein Sprachrohr haben und sie bei jedem Satz befürchten müssen, dass ihnen Unrecht geschieht und ihre Rechte verletzt werden. 


Die BHI wird ihren Weg entsprechend beständig weitergehen, bis die Grundrechte dieser Menschen Anerkennung finden. Die Verantwortung dafür, dass auch nach der WM gute, menschenwürdige Arbeitsbedingungen herrschen, liegt jedoch auf mehreren Schultern.

Vor diesem Hintergrund rufen wir dazu auf, die Seite der Wanderarbeiter einzunehmen und die folgenden Forderungen der BHI


an die Regierung in Katar sowie die FIFA zu unterstützen::


  • Einrichtung und Anerkennung eines Zentrums für Arbeitsmigranten (Migrant Workers’ Centre), das einen sicheren Hafen bieten soll, wo Arbeitnehmer sich Unterstützung und Informationen holen, sich ohne Angst äußern und sich gegenseitig helfen können. . 
  • Einrichtung eines Entschädigungsfonds, aus dem alle Arbeitnehmer Geld erhalten, denen Unrecht widerfahren ist. 


Wir schulden es den Wanderarbeitern, denn sie haben diese Weltmeisterschaft erst ermöglicht. Ihr Kampf ist unser Kampf und der Kampf all derjenigen, die nach Gerechtigkeit streben.


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