12 October 2024
Afrika/Naher Osten: BHI-Mitgliedsverbände ebnen Weg für gewerkschaftliche Aufbauarbeit in der Region
Die BH-Region Afrika/Naher Osten hat am 15./16. Oktober 2024 in Zusammenarbeit mit den Mitgliedsverbänden NUCECFWW und CCESSA in Abuja (Nigeria) ein anderthalbtägiges Seminar für gewerkschaftliche Aufbauarbeit in der Region abgehalten (Regional Organising Academy). An der Veranstaltung nahmen etwa 41 Teilnehmer von 10 Gewerkschaften aus 10 Ländern teil, darunter 14 Frauen. Zu Beginn des Seminars wurde die deutliche Botschaft übermittelt, dass es dringend notwendig ist, die Arbeitnehmerrechte zu verteidigen und zu fördern, besonders angesichts der weltweiten Herausforderungen und der immer größeren Reichweite multinationaler Unternehmen (MNU), vor allem aus China.
Bei der Diskussion wurden mehrere große Problematiken in den BHI-Branchen der Region hervorgehoben, etwa die Fremdvergabe mit Verträgen, die nur eine sehr kurze Laufzeit haben, niedrige Löhne, eingeschränkte Vereinigungsfreiheit, begrenzte Anwendungsbereiche von Kollektivvereinbarungen, unzureichender Sozialschutz und schlechte Arbeitsschutzbedingungen an den Arbeitsstätten. Trotz dieser Hürden konnte die Mitgliedsverbände auch erfolgreiche Strategien austauschen, wie Arbeitnehmer in den BHI-Sektoren gewerkschaftlich organisiert wurden, besonders in chinesischen MNU, und wir auf Infrastrukturprojekte Einfluss genommen werden konnte, die eine Förderung von internationalen Finanzinstitutionen erhalten. Ein Teil der Taktik besteht in Kampagnen, die auf Unternehmen und ihre Reputation ausgerichtet sind, die Arbeitnehmerrechte verletzen; außerdem sollen Arbeitnehmer des informellen Sektors einbezogen werden, indem Absichtserklärungen und Zusammenarbeit angestrebt wird, und es soll Kontakt zu führenden Vertretern von lokalen und indigenen Gruppen aufgenommen werden.
Die Gastrednerin Inviolata Chinyangarara von der ILO ACTRAV betonte die Notwendigkeit, gewerkschaftliche Aufbauarbeit zu leisten und die Mitglieder zu halten, besonders in der Bauindustrie, in der viele Migranten tätig sind oder Beschäftigte in der informellen Wirtschaft. Sie wies darauf hin, dass innovative Ansätze wie die Regional Organising Academy den Weg für eine Wiederbelebung und Stärkung der Gewerkschaften ebnen können. Chinyangarara schlug weitere Schritte vor, wie etwa die Durchführung von Lückenanalysen bei bestehenden Kollektivvereinbarungen, die Ausarbeitung von Nachhaltigkeitsplänen der Gewerkschaften und die Einführung von Möglichkeiten, wie die Auswirkungen von gewerkschaftlicher Aufbauarbeit gemessen werden könnten. Die Teilnehmer begrüßten diese Vorschläge und betonten zusätzliche Maßnahmen, unter anderem die Verbesserung von Verhandlungskompetenzen, kontinuierliche Information über Veränderungen des Arbeitsmarkts, die Einbindung von Frauen und jungen Beschäftigten in die Entscheidungsprozesse, Bündnisse mit zentralen Akteuren und Kontakt mit der lokalen Bevölkerung.
Die Region plant, die Initiative „Innovative Gewerkschaftsarbeit“ zu nutzen, um neue Ideen und Ansätze auszuloten, wie bisher nicht organisierte Arbeitnehmer in die Gewerkschaften geworben werden können, wobei der Fokus auf Digitalisierung und der Zukunft der Arbeit liegen soll. „Die Regional Organising Academy stellt einen Wendepunkt für die BHI-Mitgliedsverbände in der Region dar. Über diese Schulungen können wir uns mit den Fähigkeiten und dem Wissen ausstatten, das notwendig ist, um die aktuellen Herausforderungen zu bewältigen und zu gewährleisten, dass die Arbeitnehmerrechte geschützt und vorangebracht werden“, sagte Ibrahim Walama, der Vorsitzende des internationalen BHI-Netzwerks zur Belt-and-Road-Initiative (BRI) und Generalsekretär der NUCECFWW.
In seinen Schlussworten unterstrich BHI-Generalsekretär Ambet Yuson die Macht der Mitgliedsverbände und ermutigte die Delegierten, diesen Einfluss zu nutzen, um die Arbeitswelt zugunsten der Arbeitnehmer zu gestalten.