29 January 2025
FIFA-Bericht zu Katar 2022 – Was bleibt für die Arbeitnehmer? Schaden wird anerkannt, Verantwortung wird ignoriert
Genf, 30. November 2024 – Die FIFA veröffentlichte heute den lange erwarteten Bericht des FIFA-Unterausschusses zu Menschenrechten & sozialer Verantwortung, in dem die Behebung von Problemen und die Folgen für die Arbeitnehmer im Kontext der FIFA-WM 2022 in Katar thematisiert werden. Der Bericht stellt die Verantwortung der FIFA hinsichtlich der Menschenrechte dar, die sie gegenüber den Arbeitern hat, die auf den Bauprojekten für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar tätig waren. Es wird anerkannt, dass den Wanderarbeiternehmern auf den Baustellen Schaden zugefügt worden ist, es werden die ergriffenen Maßnahmen und Mängel angesprochen und die Verantwortung der FIFA wird beschrieben, die Menschenrechtsrisiken für die Beschäftigten zu verhindern und ihnen entgegenzuwirken, die an den Vorbereitungen und der Umsetzung des Turniers beteiligt waren. Zudem enthält der Bericht wichtige Empfehlungen, damit Gerechtigkeit gewährleistet werden kann und für die Arbeitnehmer im Rahmen des FIFA-WM 2022 „Legacy Fund“ etwas zur nachträglichen Anerkennung der Probleme ausgezahlt werden kann. Außerdem bietet er wertvolle Einblicke, wie bei zukünftigen FIFA-Wettbewerben die Arbeitnehmerrechte gestärkt und geschützt werden können.
Während die Bau- und Holzarbeiter Internationale (BHI) diesen Bericht als eine realistische Bewertung der Arbeit vieler Akteure über die letzten 10 Jahre hinweg einschätzt, die sich für die Rechte und den Schutz der Arbeiter in Katar eingesetzt haben (unter anderem einschließlich des WM-Komitees in Katar, Supreme Committee for Delivery and Legacy, und der BHI), können wir die offenkundigen Widersprüche zwischen den Worten und den Handlungen der FIFA nicht ignorieren – mit Blick auf ihre Verantwortung, Abhilfe zu schaffen, und ihr Versprechen, einen Fonds einzurichten, der den Arbeitsmigranten etwas zugute kommen lässt.
Erst vor zwei Tagen hat die FIFA einen WM-2022-Fonds (Legacy Fund) angekündigt: Es ist ein Fonds, der erstaunlicherweise den Arbeitern gar nichts bietet, die so viele Opfer gebracht haben, um das Turnier stattfinden zu lassen.
„Es ist absurd: Die FIFA erkennt an, dass ein Schaden verursacht wurde, und nimmt ihre Verpflichtungen im Bereich der Menschenrechte zur Kenntnis, weigert sich aber, die Ressourcen in die Hand zu nehmen, um Ungerechtigkeiten zu beheben oder zukünftigen Schaden zu verhindern”, sagte Ambet Yuson, der Generalsekretär der BHI. „Ein nachträglicher Fonds, der die Arbeitnehmer außer Acht lässt, ist kein guter Nachklang dieses Turniers. Die Doppelmoral der FIFA ist sowohl widersprüchlich als auch zutiefst ungerecht: Die Organisation erkennt ihre Verantwortung an, tut aber nichts, um ihr gerecht zu werden.“
Es ist ein doppeltes Versagen – den Schaden anzuerkennen, aber sich zu weigern, etwas dagegen zu unternehmen – und es sollten bei allen Menschen, die sich für die Arbeitnehmerrechte einsetzen, grelle Warnleuchten angehen. Der Bericht ist nur ein weiteres Zeugnis dessen, dass das Leid der für die WM tätigen Arbeitsmigranten, ihre Rechte und der ihnen entgegengebrachte Respekt für die FIFA niemals eine Priorität waren, trotz ihrer enormen Profite und ihres weltweiten Einflusses.
Zukünftige Events: Es steht mehr auf dem Spiel
Wenn wir in die Zukunft schauen, dann ist die Lage noch alarmierender. In nur 10 Tagen soll die Ankündigung der FIFA erfolgen, dass die WM 2034 nach Saudi-Arabien vergeben wird: ein Land, das für seine Verstöße gegen grundlegende Arbeitnehmerrechte und den Mangel an Basismechanismen zur Kontrolle und Durchsetzung von Schutz für Arbeitnehmer berüchtigt ist. Im Juni 2024 hat die BHI eine offizielle Beschwerde eingereicht und bei der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) vorgebracht, dass Saudi-Arabien schwerwiegende Verletzungen der Menschenrechte und weit verbreiteten Lohndiebstahl begeht. Die Klage basiert auf Beweisen, die in einem Bericht der BHI dargelegt werden. Sie wurde Anfang des Monats von der ILO zugelassen. Doch der jüngst veröffentlichte Bericht zur Evaluierung des Vergabeverfahrens für die FIFA-Weltmeisterschaft 2034 erwähnt diese Erkenntnisse im Kontext der Arbeitnehmerrechte mit keinem Wort, was deutliche Bedenken hinsichtlich der Zusage der FIFA weckt, die Menschenrechtsstandards bei zukünftigen Turnieren zu achten.
Die FIFA hat eine klare Verantwortung, die negativen Auswirkungen auf die Menschenrechte bei ihren Geschäftstätigkeiten zu erkennen und dagegen vorzugehen, einschließlich angemessener Maßnahmen, um Fehlverhalten zu verhindern, abzuschwächen und wiedergutzumachen. Der heute veröffentlichte Bericht der FIFA „Remedy and Legacy“ (Was bleibt für die Arbeitnehmer nach der WM?) zeigt deutlich, wie die Sportorganisation es von Beginn an versäumt hat, ausreichende Schutzmechanismen für die Arbeiter in Katar zu etablieren. Die FIFA sollte jetzt ihren eigenen Bericht für mehr als nur eine PR-Übung nutzen: Er sollte als Leitfaden dienen, um bei allen zukünftigen Sportveranstaltungen die Menschenrechte zu verteidigen.
Doch bisher hat sich die FIFA geweigert, mit der BHI zu besprechen, wie sie unsere langjährige Erfahrung mit der Durchführung von gemeinsamen Arbeitsinspektionen nutzen und die Sorgen der Arbeiter auf den Baustellen für Mega-Sportevents lindern kann, auch mit Blick auf das Turnier in Katar 2022 und die Olympischen Spiele in Paris 2024.
Zeit für Taten, nicht für Worte
„Der Remedy-and-Legacy-Bericht verdeutlicht die Pflichten der FIFA im Bereich der Menschenrechte”, fügte Yuson hinzu. „Es ist jetzt an der Zeit, dass die FIFA nicht mehr nur leere Rhetorik bietet, sondern für Gerechtigkeit für die Arbeitnehmer sorgt. Kein Arbeiter sollte bei den Vorbereitungen auf die Fußballturniere, die das Aushängeschild der FIFA sind, leiden müssen. Im vorliegenden Bericht werden die Versäumnisse der Vergangenheit benannt und ein Weg für die Zukunft aufgezeigt, wie richtig gehandelt werden kann. Jetzt ist der Zeitpunkt zu handeln, damit zukünftige Turniere nicht mit fehlendem Arbeitnehmerschutz beginnen.“
Die BHI wird sich auch weiterhin für die Einhaltung der Arbeitnehmerrechte und entsprechenden Schutz bei allen großen Sportereignissen einsetzen. Die FIFA muss ihre Verpflichtungen im Bereich der Menschenrechte wahrnehmen und sinnvolle Investitionen tätigen, um das Unrecht der Vergangenheit zu tilgen und Sicherheitsmechanismen für die Zukunft einzurichten. Wenn jetzt nicht entschlossen gehandelt wird, sind weder die Fehler der Vergangenheit korrigiert, noch wird zukünftiges Fehlverhalten verhindert.