1 October 2024

Rechte der Arbeitsmigranten und Hitzebelastung stehen im Mittelpunkt der regionalen Tagung der BHI

Bei der Sitzung des BHI-Regionalausschusses für Europa, die am 24.-25. September 2024 in Sofia (Bulgarien) stattfand, standen zwei entscheidende Themen im Mittelpunkt, die Auswirkungen auf die Bauindustrie in Europa haben: die Rechte der Arbeitsmigranten und die zunehmende Bedrohung durch Hitzebelastung aufgrund des Klimawandels. Die Diskutanten sprachen über Strategien zum Schutz der Wanderarbeitnehmer und zur Verbesserung der Sicherheitsstandards unter extremen Bedingungen.

Lesia Wasylenko wies darauf hin, dass Europa 9 Millionen Flüchtende aufgenommen hat, von denen zahlreiche in den BHI-Branchen tätig sind. Sie stellte fest, dass der politische Wille und die staatliche Ressourcen es ermöglicht haben, die Migration effektiv zu organisieren, und betonte, dass die BHI auch weiterhin Migranten aus der Ukraine unterstützen müsse, bei denen die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass sie länger in Europa bleiben.

Der Vorsitzende von CSC ACV-BIE Belgien, Patrick Vandenberghe, sprach über den tragischen Zusammenbruch eines Baugerüsts in Antwerpen 2021, bei dem fünf Arbeitsmigranten zu Tode gekommen waren. Dieser tragische Unfall führte zu wichtigen Reformen, besonders bei großen Infrastrukturprojekten wie Oosterweel in Antwerpen, wo Arbeitnehmer aus 59 Ländern beschäftigt sind. Seit diesem Vorfall haben die Gewerkschaften faire Löhne und verbesserten Schutz für Wanderarbeitnehmer zur Priorität gemacht.

Bruno Bothua von der FNSCBA-CGT Frankreich berichtete von der gewerkschaftlichen Aufbauarbeit unter den Arbeitsmigranten, die bei den Bauprojekten Grand Paris und Olympia arbeiten. Die französischen Gewerkschaften konnten dank der Unterstützung der BHI sichere Verträge und bessere Bedingungen für die Arbeiter aus Nordafrika und Osteuropa erreichen und sich für Rechtsbeistand und Weiterbildungsprogramme einsetzen.

Christian Fölzer von der GBH Österreich sprach über die erfolgreiche Aufbauarbeit bei den Wanderarbeitnehmern aus Slowenien, bei der dank der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit der Gewerkschaften Schulungen und rechtlicher Schutz ermöglicht wurden. Diese Initiative wird nun auf Länder wie Ungarn und Bosnien ausgeweitet.

Eine weitere große Sorge war der Hitzestress, der durch den Klimawandel intensiviert wird.

Nina Kreutzmann von Rakennusliitto betonte die katastrophalen Auswirkungen der jüngsten Hitzewellen in ganz Europa: von geschlossenen Flughäfen in Ungarn über Stromausfälle in Rumänien bis zur Schließung der Akropolis in Griechenland. Sie sagte, dass 38 % der Bauschaffenden in der EU während mindestens eines Viertels ihrer Arbeitszeit hohen Temperaturen ausgesetzt sind. Im Jahr 2022 gab es 61.000 Todesfälle in der EU, die der Sommerhitze zugeschrieben wurden. Sie betonte, dass es dringend notwendig ist, die Arbeitnehmer in den BHI-Branchen zu schützen.

Daniel Barragán von der CCOO del Hábitat in Spanien erläuterte die neuen Verhaltensregeln für die Arbeit bei hohen Temperaturen bei Bauprojekten. Diese sind über Kollektivverhandlungen erarbeitet worden und gewährleisten praktische Maßnahmen für extreme Hitze, unter anderem die Verwendung von Schutzausrüstung und Warnungen vor Hitzerisiken in Echtzeit.

Carsten Burkhardt von der IG BAU Deutschland sprach über den Aktionstag gegen Hitze, im Rahmen dessen für Hitzebelastung sensibilisiert werden soll; ebenso erwähnte er die Kollektivvereinbarung für das Dachdeckergewerbe, das Bestimmungen enthält, gemäß derer Dachdecker einen Anteil ihres Lohns erhalten, wenn die Arbeit aufgrund von Hitze eingestellt wird. Er sagte jedoch auch, dass es immer noch keine Grenzwerte für die Arbeit bei Hitzebelastung gebe.

Plamena Parteniotis von der FCIW Bulgarien berichtete, dass die extreme Witterungsbedingungen in Bulgarien zugenommen und zu Verletzungen, Todesfällen und Verlusten geführt haben. Sie betonte, dass eine nationale Strategie für Gesundheit und Klimawandel notwendig sei, und sprach über laufende Bemühungen, Hitzewellen als validen Grund für technische Arbeitslosigkeit anerkennen zu lassen.

Andelko Kasunic von der NCS Kroatien berichtete, dass die Menschen in Kroatien sich zunehmend der Auswirkungen des Klimawandels bewusst sind, und sprach darüber, wie die Gewerkschaften sich für Schutzmaßnahmen im Arbeitsrecht einsetzen, unter anderem für Regelungen für versetzte Arbeitszeiten und Verfügbarkeit von Wasser, damit die Sicherheit der Arbeitnehmer bei extremer Hitze gewährleistet wird.

Die Sitzung des BHI-Regionalausschusses wurde von BHI-Präsident Per-Olof Sjöö von der GS Schweden eröffnet, zusammen mit Ramazan Agar, dem amtierenden regionalen Vizepräsidenten für die Region Europa der BHI von der YOL-IS aus der Türkei sowie Ioanis Parteniotis, dem Vorsitzenden der FCIW Podkrepa aus Bulgarien. Agar betonte, wie wichtig die Solidarität unter den Gewerkschaften und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit beim Einsatz gegen die ineinandergreifenden Herausforderungen von Migration und Klimawandel in der Bauindustrie sind.

Weitere Gastredner waren unter anderem Vaylo Ivanov, der bulgarische Arbeitsminister, Vassil Terziev, der Bürgermeister von Sofia und Dimitar Manolov, der Vorsitzende von Podkrepa CL.