8 October 2024
Arbeitnehmer der Baustoffbranche setzen sich bei ILO-Meeting erfolgreich für menschenwürdige Arbeit und einen gerechten Strukturwandel ein
Auf Initiative der Bau- und Holzarbeiter Internationale (BHI) und der IndustriALL Global Union hat die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) ein dreigliedriges technisches Meeting zur Unterstützung von menschenwürdiger Arbeit und einem gerechten Strukturwandel in der Baustoffindustrie, einschließlich der Zementbranche organisiert. Die Veranstaltung fand vom 23.-27. September 2024 am ILO-Hauptsitz in Genf statt.
Es war die erste Veranstaltung dieser Art für die Baumaterialienbranche in der Geschichte der ILO. Hier kamen Vertreter der Regierungen, Arbeitgeber und Gewerkschaften zusammen, um über die Probleme und Chancen in diesem Sektor zu sprechen. Es sollten Schlussfolgerungen und Empfehlungen für zukünftiges Handeln beschlossen werden.
Die Delegation der Arbeitnehmer wurde von Pierre Cuppens geleitet, dem Generalsekretär der ACV CSC BIE in Belgien und stellvertretenden BHI-Präsidenten; anwesen waren nationale Gewerkschaftsführer und Fachleute von der GBH Österreich, ACV CSC BIE und ABVV-FGTB Belgien, Quimicos ABC und Union of Workers of the Civil Construction Industry of the North Central Fluminense aus Brasilien, Teamsters/Kanada, IGBCE Deutschland, GCFITU Georgien, Gewerkschaft der Zementindustrie Hondureña S.A. aus Honduras, INCWF Indien, FSP ISSI Indonesien, GFBCTU Libanon, CMWEU aus Mauritius, NUM aus Südafrika, CLAWUZ Simbabwe, Unite UK und USW aus den USA. Sie wurden unterstützt von Vertretern der BHI, IndustriALL Global Union, dem Internationalen Gewerkschaftsbund (IGB) und weiteren Schwesterorganisationen.
Am letzten Tag der Sitzungen wurden Verhandlungen abgeschlossen, mit einer Vereinbarung über die Förderung von menschenwürdiger Arbeit und einem gerechten Strukturwandel in der Baumaterialienbranche, einschließlich Zement. Die Vereinbarung, die auf Englisch, Französisch und Spanisch verfügbar ist, wird als signifikanter Meilenstein für die Basis von menschenwürdiger Arbeit und einem gerechten Strukturwandel für die Arbeitnehmer gesehen.
Die Arbeitnehmerdelegation konnte zu mehreren zentralen Punkten feste Zusagen erlangen:
- Man stimmte überein, dass der soziale Dialog auf allen Ebenen und basierend auf der Achtung der Vereinigungsfreiheit und der Anerkennung der Kollektivverhandlungsrechte für die Gestaltung und wirksame Umsetzung von Maßnahmen unerlässlich ist, die menschenwürdige Arbeit und einen gerechten Strukturwandel fördern, so dass niemand sich selbst überlassen bleibt.
- Arbeitgeber und Gewerkschaften sollten zusammenarbeiten, um auf Branchen- und Betriebsebene Pläne für einen gerechten Übergang zu erarbeiten und umzusetzen; dies soll über Kollektivverhandlungen und Kooperation an den Arbeitsstätten geschehen, im Einklang mit der nationalen Gesetzgebung und den Leitlinien der ILO.
- Regierungen sollten Maßnahmen durchsetzen, die gewährleisten, dass alle Firmen, auch multinationale Unternehmen, in der Baumaterialienbranche die Menschen- und Arbeitnehmerrechte achten.
- Regierungen sollten sicherstellen, dass die Regeln für die öffentliche Beschaffung strikte Einhaltung der Arbeitnehmerrechte einfordern, unter anderem beim Arbeitsschutz (OSH), und dass für die Arbeitnehmer dieser Branche ein wirksamer Schutz besteht.
- Regierungen sollten in Kooperation mit Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbänden die Chancengleichheit für alle Arbeitnehmer fördern, gleichen Lohn für Arbeit von gleichem Wert sicherstellen und die Work-Life-Balance unterstützen.
- Kompetenzerweiterung und Strategien für lebenslanges Lernen, einschließlich von Ausbildungsgängen, die von Regierungen, Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbänden gemeinsam entwickelt werden, sind essenziell für die Unterstützung von Firmen und Beschäftigten, auf die sich weiterentwickelnden Anforderungen an die Branchen zu reagieren.
- Der universelle Zugang zu umfassenden, angemessenen und nachhaltigen Systemen für den sozialen Schutz muss verbessert werden, damit alle Arbeitnehmer unterstützt werden, auch die Arbeitsmigranten und diejenigen, die von den Folgen des Klimawandels und dem aktuellen Übergang zu einer „grüneren“ Wirtschaft am stärksten betroffen sind.
- Es muss auf die Arbeitsschutzrisiken und -gefahren in der Branche geachtet werden, auch auf Gefahrstoffe und den Umgang mit Verletzungen.
Bei dieser Sitzung wurden auch der ILO gegenüber Aufgaben ausgesprochen:
- Es sollen Leitlinien und Instrumente erarbeitet werden, mit denen menschenwürdige Arbeit und ein gerechter Strukturwandel in der Branche gefördert werden, auch bei Fremdunternehmen;
- Es sollen branchenspezifische Arbeitsmarktanalysen durchgeführt werden, einschließlich normativer Lückenanalyse und Untersuchungen der Auswirkungen von Transformationen auf dem Weg zu nachhaltigeren Baumaterialien für Unternehmen und Arbeitnehmer;
- Es soll die Kapazität der beteiligten Akteure verbessert werden, sich in einen zielführenden sozialen Dialog einzubringen, um menschenwürdige Arbeit zu fördern und einen gerechten Strukturwandel zu gewährleisten, in Zusammenarbeit mit dem internationalen Schulungszentrum der ILO;
- Es soll Unterstützung geben bei der Feststellung und Kontrolle von arbeitsbedingten Erkrankungen, die von neuen Baustoffen und Herstellungsverfahren in der Branche verursacht werden; dies soll in Zusammenarbeit mit den entsprechenden UN-Organisationen geschehen. Hierdurch sollen den beteiligten Akteuren Leitlinien hinsichtlich angemessener Maßnahmen zur Risikobeseitigung an die Hand gegeben werden;
- Es sollen Projekte für Entwicklungszusammenarbeit erstellt und umgesetzt werden, und es sollen regionale Tagungen und Workshops zu den Problemen der Arbeitnehmer in der Baustoffbranche organisiert werden.
Auf dieser Sitzung wurde eine umfangreiche Liste internationaler Arbeitsnormen anerkannt, ebenso wie eine nicht-erschöpfende Auflistung von ILO-Erklärungen, Instrumenten, Leitlinien und anderen internationalen Instrumenten, die für diesen Sektor von Bedeutung sind, darunter auch solche, die sich auf grundlegende Arbeitnehmerrechte, Arbeitsschutz und Beschaffung mit Sozialklauseln beziehen.
Cuppens, der außerdem als Vorsitzender des globales Zementnetzwerks der BHI agiert, betonte das Ziel des Netzwerks: Man wolle Instrumente erarbeiten, um gute, menschenwürdige Arbeit und einen gerechten Strukturwandel in der Zement- und Baumaterialienindustrie zu fördern, unter Berücksichtigung von Subunternehmen und der gesamten Wertschöpfungskette. „Es war eine Woche voller harter Verhandlungen und offener Gespräche. Wir sind stolz auf das, was wir erreicht haben. Dank der Zusammenarbeit mit den Arbeitnehmervertretern enthält diese Vereinbarung den sozialen Dialog auf allen Ebenen, thematisiert Risiken für die Gesundheit und Sicherheit, unterstützt Pläne für den gerechten Strukturwandel, entwickelt Kompetenzstrategien und gewährleistet nachhaltige Sozialschutzsysteme für alle.“
Die BHI dankte ihren Partnern in den Delegationen der Arbeitnehmer, ebenso wie den Teilnehmern der Regierungs- und Arbeitgeberdelegationen. Die Weltgewerkschaft sagte, sie freut sich auf die Umsetzung der Empfehlungen, und bat die Regierungen und Arbeitgeber dringend, für mehr menschenwürdige Arbeit und einen gerechten Strukturwandel zusammenzuarbeiten, damit die Arbeitnehmer in der Baumaterialienbranche, auch im Zementsektor, davon profitieren. „Wir freuen uns über das Engagement der Regierungsvertreter, die anerkannt haben, wie wichtig es ist, gute, menschenwürdige Arbeit in der Baustoffindustrie zu gewährleisten, auch entlang der Lieferketten. Darüber hinaus findet die Teilnahme einer breit aufgestellten Gruppe von Arbeitgebervertretern unsere Anerkennung, in der große Unternehmen aus der Baumaterialienbranche vertreten waren“, sagte BHI-Generalsekretär Ambet Yuson.