29 January 2025

Netzwerk der Global Unions stellt Heidelberg Materials zur Rede: Arbeitnehmerrechte und gerechter Strukturwandel

Am 28. Oktober kamen Gewerkschaftsführer, Aktivisten und Fachleute zusammen, um von Heidelberg Materials eine stärkere Verpflichtung zu guter, menschenwürdiger Arbeit und einem gerechten Strukturwandel zu fordern. Das Meeting wurde von IndustriALL Global Union, der Bau- und Holzarbeiter Internationale (BHI) und der Europäische Föderation der Bau- und Holzarbeiter (EFBH) einberufen. Es wurden kritische Probleme beim deutschen Konzern aufgeworfen und ein ehrgeiziger Aktionsplan entwickelt, die Anliegen der Arbeitnehmer deutlicher vorzubringen.

Die Initiative folgt auf die Sitzung des dreigliedrigen technischen ILO-Ausschusses zu menschenwürdiger Arbeit und einem gerechten Strukturwandel in der Baumaterialienbranche, die Ende September in Genf stattfand. Trotz der Bedeutung der Zusammenkunft, war kein Vertreter von Heidelberg Materials anwesend, was die Gewerkschaften kritisierten.

Die Empfehlungen der ILO stellen Kollektivverhandlungen und Kooperation in den Betrieben in den Mittelpunkt, als Eckpunkte für die Umsetzung von Plänen für einen gerechten Übergang. Regierungen wurden dringend gebeten, öffentliche Gelder an die strenge Einhaltung von Arbeitnehmerrechten zu knüpfen, unter anderem an menschenwürdige Arbeitsnormen entlang der Lieferketten.

Besorgnis hinsichtlich Finanzierungspraxis und Arbeitnehmerrechten

Untersuchungen von Profundo weisen auf besorgniserregende Tendenzen bei der Finanzierungs- und Beschäftigungsgrundsätzen von Heidelberg Materials hin. Das Unternehmen hat seine Akquisitionen auf mehr Nachhaltigkeit und Recycling ausgerichtet, aber die Personalaufwendungen und die Anzahl der Vollzeitstellen reduziert, während gleichzeitig die Ausschüttungen an die Aktionäre erhöht werden. Zudem wurden bei zentralen Verfahren durch Automatisierung weitere Arbeitnehmer verdrängt. Dr. Sigurt Vitols vom Europäischen Gewerkschaftsinstitut (ETUI) hat auf Mängel in der Nachhaltigkeitsberichterstattung des Unternehmens hingewiesen, die gemäß neuer EU-Richtlinien erfolgen muss. Dem Bericht von Heidelberg für 2023 fehlt es an Transparenz hinsichtlich der Existenzlöhne und Maßnahmen zum Arbeitsschutz, was Bedenken aufwirft, ob das Unternehmen sich an die entstehenden europäischen Standards hält.

Anliegen der Arbeitnehmer stehen im Mittelpunkt

Die Gewerkschaften zeigten sich außerdem alarmiert aufgrund des Umgangs mit den Arbeitnehmern. Kernpunkte (Auswahl):

  • Fehlende Konsultationen mit der Gewerkschaft über Restrukturierung, infolge Streiks in Ländern wie Spanien.
  • Keine Gleichstellung der Geschlechter und unzureichende Elternzeitregelungen.
  • Arbeitsschutzrisiken, unter anderem Sorgen um geistig-seelische Gesundheit und prekäre Beschäftigung.
  • Kein Beschluss von umfassenden Plänen für einen gerechten Strukturwandel, die Arbeitnehmer und Gewerkschaften einbinden.

Das Netzwerk beschuldigte den Konzern, die Arbeitnehmer bei seinen Initiativen für kohlenstoffarme Tätigkeiten außen vor zu lassen und die Klimaziele als Vorwand zu nehmen, Arbeitsplätze zu streichen und Werke zu schließen.

Gewerkschaftsführer fordern Veränderungen

„Heidelberg Materials führt neue Technologien ein, um das Problem der CO2-Emissionen anzugehen, ohne vorher mit der Gewerkschaft zu sprechen; so entstehen neue Gefahren für die Gesundheit und Sicherheit der Arbeitnehmer und Arbeitsschutzrisiken, wie in Frankreich geschehen. Es sind keine Pläne für einen gerechten Übergang für die Arbeitnehmer erarbeitet worden, und es gibt keine Berichte darüber, was das Unternehmen tut, um einen gerechten Strukturwandel zu gewährleisten, wenn Restrukturierung und Verkäufe stattfinden. „Wir werden dafür sorgen, dass die Aktionäre die Sicht der Arbeitnehmer und die Anzahl der ungelösten Probleme erfahren, da das Management uns nicht zuhören will. Wir müssen diese Kampagne für einen sozialen Dialog jetzt auf die nächste Ebene heben“, so der BHI-Generalsekretär Ambet Yuson.

Atle Høie, der Generalsekretär von IndustriALL Global Union, sagte: „Während die Fortschritte, die bei der letzten Sitzung des technischen Ausschusses der ILO gemacht wurden, lobenswert sind, stehen Unternehmen hinsichtlich der CO2-Ziele und technologischer Veränderungen vor zunehmenden Herausforderungen. Die Industrie 4.0 und KI erzeugen zusätzlichen Druck und Schließungen drohen, wenn Investitionen nicht getätigt werden, wie man in Europa und Indien sieht. Die Arbeitnehmer werden gefährdet und müssen mitreden können.

„Es ist unerlässlich, dass nationale Gewerkschaften und Ortsverbände sich stärker einbringen, und ihr Engagement muss mit internationaler Solidarität unterstützt werden. Indem wir gemeinsam handeln und zeitnah Informationen einholen, können wir wirksamen Druck auf die Unternehmen aufbauen und eine bessere Zukunft für die Arbeitnehmer möglich machen.“

Der Generalsekretär der EFBH, Tom Deleu, sagte dazu: „Die Herausforderungen eines „grünen“ und digitalen Strukturwandels erfordern einen belastbaren und ernsthaften sozialen Dialog. Die Arbeitnehmer werden mit entscheidenden Veränderungen konfrontiert sein und müssen in den Transformationsprozess von Anfang an eingebunden werden. Ein gerechter und fairer Strukturwandel ist der Schlüssel für eine nachhaltige Zementindustrie.“

Nächste Schritte

Das Netzwerk der Global Unions plant, seine Kampagne drastisch auszuweiten und sich bei der Hauptversammlung im Mai 2025 an den CEO von Heidelberg Materials zu wenden, um ihm die Forderungen vorzulegen. Auch die Aktionäre werden über die ungelösten Probleme informiert, etwa über die Verstöße gegen Sicherheitsbestimmungen in Werken wie Couvrot in Frankreich.

Das Netzwerk wird in seinen Bestrebungen nicht nachlassen, Heidelberg Materials zur Rechenschaft zu ziehen und auf eine faire und inklusive Transition zu drängen, bei der die Arbeitnehmerrechte und nicht die Profite der Aktionäre zur Priorität gemacht werden.