21 January 2025

BHI-Bericht: Konkrete Lösungen für einen gerechten Strukturwandel entlang der Lieferketten der Baustoffindustrie inkl. Zement

Die Bau- und Holzarbeiter Internationale (BHI) hat einen neuen Bericht herausgebracht, der den Titel trägt: „Konkrete Lösungen: Für einen gerechten Strukturwandel entlang der Lieferketten der Baustoffindustrie inkl. Zement“, der aufzeigt, wie dringend notwendig ein gerechter Strukturwandel in der Baumaterialienbranche ist. Der Bericht zieht die Zementindustrie als Beispiel heran, um zu zeigen, wie wichtig die Rolle der Arbeitnehmer und Gewerkschaften auf dem Weg zu einer emissionsarmen Wirtschaft ist, und wie zentral sie als Akteure daran mitwirken können, die Veränderungen der Infrastruktur und Herangehensweise mitzugestalten, die für echte Nachhaltigkeit nötig sind.

Die Zementproduktion ist für fast acht Prozent der weltweiten jährlichen CO2-Emissionen verantwortlich. Die BHI weist darauf hin, dass die Dekarbonisierung dieser Branche unerlässlich ist, um die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen, d. h. die Erderwärmung bis 2100 auf deutlich unter 2° C zu beschränken. Die BHI macht jedoch auch geltend, dass Nachhaltigkeit nicht auf Kosten der Rechte und der Existenzgrundlage von Millionen Arbeitnehmern entlang der Lieferketten der Zementindustrie erreicht werden darf. Im Gegenteil: Wahre Nachhaltigkeit bedeutet auch, die Resilienz von Arbeitnehmern und ihrem Umfeld zu stärken. Der Bericht unterstreicht, wie wichtig ein starker Sozialschutz, Umschulungsmaßnahmen und stärkere gewerkschaftliche Mobilisierung beim „grünen“ Strukturwandel der großen Konzerne sind.

Multinationale Unternehmen haben zunehmend prekäre Beschäftigungsbedingungen entstehen lassen, wie der Bericht zeigt, was darauf zurückgeht, dass große Verkäufe und Zukäufe von Unternehmen sowie Investitionen ohne vorherige Konsultation mit den Arbeitnehmervertretern stattgefunden haben. Der BHI zufolge verlegen diese Konzerne ihre emissionsintensiven Tätigkeiten oftmals in Länder, in denen der rechtliche Rahmen für Umwelt und Beschäftigung nicht so streng ist, so dass sie sich ihrer Verantwortung entziehen können. Wie die BHI dokumentiert hat, haben große Firmen in den vergangenen Jahren die Produktion und Eigentümerstrukturen umstrukturiert, um Kosten zu senken und automatisierte Technologien einzuführen, ohne dass Arbeitnehmervertreter dabei eingebunden gewesen wären; dadurch wurden die Rechte eingeschränkt und es fehlt an Plänen für einen gerechten Strukturwandel.

Der Generalsekretär der CSC ACV BIE und Vorsitzende des internationalen Zementnetzwerks der BHI, Pierre Cuppens, betonte, dass die Dekarbonisierung zwar unerlässlich sei, sie jedoch nicht zu Lasten der Rechte und Existenzgrundlage der Arbeitnehmer geschehen darf. „Die Dekarbonisierung der Zementbranche ist unumstößlich, aber sie muss auf eine Art und Weise realisiert werden, dass die Arbeitnehmerrechte geachtet werden und klar aufgezeigt wird, wie sie in einer umweltorientierten, „grünen“ Wirtschaft eingebunden werden“, sagte Cuppens. Mit Blick auf diese Forderung legt der Bericht einen Plan dar, wie dieses Ziel erreicht werden kann, und wendet sich eindringlich an die Politiker weltweit, die Grundsätze der Kreislaufwirtschaft umzusetzen und staatliche Investitionen in erneuerbare Energien zu fördern. 

Um zu gewährleisten, dass die Arbeitnehmer auch bei diesem Übergang im Mittelpunkt stehen, setzt sich die BHI für einen belastbaren sozialen Dialog und eine Zusammenarbeit zwischen Gewerkschaften und den führenden Unternehmen der jeweiligen Branche ein. Der Bericht spricht außerdem die Empfehlung aus, Programme zur Kompetenzerweiterung großflächiger zugänglich zu machen, besonders in Schwellenmärkten, wo es oft mehr manuelle Arbeit als automatisierte Tätigkeiten gibt. Wenn die Gewerkschaften in die Planungen zur Dekarbonisierung involviert werden, können Unternehmen aus dem wertvollen Input zu Arbeitnehmer-zentrierten Maßnahmen großen Nutzen ziehen und sicherstellen, dass die Beschäftigten auf die sich entwickelnden Rollen in einer emissionsarmen Wirtschaft gut vorbereitet sind. Darüber hinaus fordert die BHI faire, durchsetzbare Vereinbarungen, die angemessene Vergütung, umfassende Arbeitsschutzmaßnahmen und die Teilhabe der Arbeitnehmer an Entscheidungsprozessen festlegen, so dass die Beschäftigten nicht nur in einer „grünen“ und nachhaltigen Branche arbeiten, sondern aktiv daran beteiligt sind.