6 June 2025
HINTER der Fassade: BHI-Bericht entlarvt die Realität hinter den Arbeitsreformen in Saudi-Arabien
Juni 2025 – Die Bau- und Holzarbeiter-Internationale (BHI) stellt heute ihren neuesten Bericht vor: Unter dem Titel „Beyond the Façade: The Realities of Labour Reforms in Saudi Arabia" (Hinter der Fassade: Die Realität der Arbeitsreformen in Saudi-Arabien) stellt diese umfassende Schattenbilanz die offizielle Darstellung der Reformen in Saudi-Arabien in Frage, indem sie das Fortbestehen der systematischen Ausbeutung von Arbeitskräften, insbesondere von Wanderarbeitern, aufzeigt.
Der Bericht wird in einer Zeit veröffentlicht, da der weltweite Druck auf Saudi-Arabien, die internationalen Arbeitsnormen einzuhalten, stetig wächst. Erst gestern haben 36 Arbeitnehmerdelegierte bei der Internationalen Arbeitskonferenz (IAK) der IAO eine formelle Beschwerde eingereicht, mit der sie eine Untersuchungskommission zu den anhaltenden Verstößen des Landes fordern, die – insbesondere im Baugewerbe und im Bereich der Hausarbeit – an der Tagesordnung sind. Die von IGB und IGB-Afrika koordinierte Beschwerde wird von Gewerkschaften aus ganz Afrika, Asien, Europa und Amerika unterstützt.
Dieser voraus ging die Beschwerde der BHI, die 2024 eingereicht wurde – unterstützt von mehr als 50 Gewerkschaftsorganisationen aus 35 Ländern auf fünf Kontinenten sowie von führenden Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International, Human Rights Watch, FairSquare, Equidem und dem Solidarity Center.
Ambet Yuson, der Generalsekretär der BHI, erklärte: „Dieser Bericht macht klar: Das, was Saudi-Arabien als Reform bezeichnet, ist oft kaum mehr als der altbekannte Inhalt – Kontrolle – in neuer Aufmachung. Die Beschäftigten haben nach wie vor mit Schulden, Täuschung und Repressalien zu kämpfen. Solange die Beschäftigten nicht das Recht haben, sich gewerkschaftlich zu organisieren und ihre Rechte kollektiv zu verteidigen, so lange wird es keinerlei echte oder dauerhafte Reform geben."
Der Bericht basiert auf einer einjährigen Untersuchung und dokumentiert folgende Punkte:
- Das Kafala-System wurde umbenannt, nicht abgeschafft;
- die Arbeitgeber behalten die Kontrolle über die Mobilität und den rechtlichen Status ihrer Arbeitnehmer;
- Wanderarbeitnehmer sind von Vertretungs- und Rechtsbehelfsmechanismen ausgeschlossen;
- Sicherheitsinspektionen und die bestehenden Lohnsysteme versagen systematisch, wenn es um den Schutz der Arbeitnehmer geht;
- Digitale Plattformen werden als Instrumente der Überwachung, der Arbeitgeberkontrolle und der Ausübung von Repressalien eingesetzt;
- Die FIFA macht sich mitschuldig, wenn sie die Weltmeisterschaft an ein Land vergibt, in dem Gewerkschaften verboten sind und Zwangsarbeit herrscht.
Patrick Vandenberghe, ACV-CSC BIE Belgien und Vorsitzender der BHI-Arbeitsgruppe Sportkampagne, warnte: „Saudi-Arabien nutzt sportliche Großereignisse, um seine Arbeitsbilanz zu beschönigen. Mit Blick auf die bevorstehende FIFA-Weltmeisterschaft 2034 könnte der Einsatz nicht höher sein. Die FIFA darf die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen. Sie muss sicherstellen, dass die Hunderttausende von Arbeitnehmern, die die Stadien erbauen, geschützt, vertreten und angehört werden."
Gerardo Martínez, CGT-RA und UOCRA Argentinien, Mitglied des BHI-Weltrats sowie des IAO-Verwaltungsrats und Unterzeichner der Beschwerde, fügte hinzu: „Was in Saudi-Arabien geschieht, ist weltweit von Bedeutung. Wenn ein Land sein internationales Ansehen auf dem Rücken ausgebeuteter Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aufbaut, so schafft es damit einen gefährlichen Präzedenzfall für uns alle. Für Gewerkschaften in Lateinamerika ist die Verteidigung der Rechte von Wanderarbeitnehmern in Saudi-Arabien Teil eines umfassenderen Kampfes für Würde, Gerechtigkeit und das allgemeine Recht auf gewerkschaftliche Organisierung."
Der Bericht wird heute, am 6. Juni, zwischen 18:00 und 20:00 Uhr im Rahmen einer BHI-Veranstaltung in Genf vorgestellt. Der vollständige Bericht ebenso wie die Zusammenfassung sind auf der Website der BHI verfügbar.
Lesen Sie hier den vollständigen Bericht „Beyond the Façade“.
Lesen Sie hier die Zusammenfassung des Berichts "Beyond the Façade"
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an: info@bwint.org