13 June 2025
ÜBERWINDUNG VON KINDERARBEIT DURCH SOZIALSCHUTZ
Die Botschaft der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) anlässlich des diesjährigen Welttags gegen Kinderarbeit (WDACL) lautete: „Wir haben bereits deutliche Fortschritte erzielt, aber es ist noch mehr zu tun: Verstärken wir unsere Bemühungen!“ Um dieser Aussage Nachdruck zu verleihen, veröffentlichten IAO und UNICEF am 11. Juni während der laufenden IAK gemeinsam einen Bericht über Kinderarbeit mit dem Titel „Child Labour Global Estimates 2024, Trends and the Road Forward“ („Globale Schätzungen zur Kinderarbeit 2024, Tendenzen und der weitere Weg“).https://www.ilo.org/publications/major-publications/child-labour-global-estimates-2024-trends-and-road-forward Aus dem Bericht geht hervor, dass trotz eines Rückgangs immer noch rund 138 Millionen Kinder (59 Millionen Mädchen und 78 Millionen Jungen) von Kinderarbeit betroffen sind, was fast 8 Prozent aller Kinder weltweit entspricht und zeigt, dass die an der Lösung dieses Problems Beteiligten noch einen weiten Weg vor sich haben. Von diesen Kindern sind 54 Millionen an gefährlichen Arbeiten beteiligt. Im Bericht wird auch erwähnt, dass der Klimawandel sowohl direkte als auch indirekte Auswirkungen auf die Kinderarbeit hat. Diese Daten und der Bericht sind von entscheidender Bedeutung für die Überwachung der Fortschritte bei der Verwirklichung des Ziels der nachhaltigen Entwicklung (SDG), Kinderarbeit bis 2025 zu beenden. Aus dem Bericht geht hervor, dass die Welt dieses ambitionierte Ziel verfehlt hat und dass sich dies auf mehrere andere SDGs auswirken wird.
Die Bau- und Holzarbeiter Internationale (BHI) erkennt Kinderarbeit als einen vorrangigen Arbeitsbereich an und verfolgt im Rahmen ihrer Kampagne „Decent Education for Children, Decent Work for Adults“ („Menschenwürdige Bildung für Kinder, menschenwürdige Arbeit für Erwachsene“) eine breit angelegten Strategie, die Bildung, Organisierung und Kampagnenarbeit umfasst. Als wichtiges Mitglied der Allianz 8.7 bekräftigen die BHI und ihre Mitgliedsorganisationen weltweit ihr Engagement für den Welttag gegen Kinderarbeit und richten ihre Bemühungen auf die Übereinkommen Nr. 138 und 182 der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) und das SDG-Ziel 8.7 zur Beendigung der Kinderarbeit aus. Neben dem Aufbau von Kapazitäten, Lobbyarbeit und Sensibilisierungskampagnen plädiert die BHI für die Aufnahme von Klauseln gegen Kinderarbeit in Tarifverträge, fördert die Rechenschaftspflicht in der Lieferkette und setzt sich für faire Löhne, sozialen Schutz und sichere Arbeitsbedingungen für erwachsene Beschäftigte als Bestandteil von menschenwürdiger Arbeit ein.
Die BHI hat dazu beigetragen, dass mehr als 18.000 ehemalige Kinderarbeiter*innen in Südasien eine Schule besuchen, und die Mitgliedsgewerkschaften haben eine Reihe von Berichten über solche erfolgreichen Lebensveränderungen festgehalten, welche die Bemühungen der BHI verdeutlichen. Einer der Berichte stammt aus dem indischen Bundesstaat Uttar Pradesh, wo ein Junge namens Rajendra als Kinderarbeiter arbeitete, bis ihn die örtliche Gewerkschaft UPGMS in der von ihr betriebenen Schule anmeldete. Mit Unterstützung der Gewerkschaft setzte er seinen Bildungsweg fort und seine harte Arbeit zählte sich letztendlich aus, als er eine Stelle bei der Regierung erhielt – ein Traum für Rajendra, der einst in weiter Ferne lag, als er mit seinen Eltern bei der Herstellung von Bürsten arbeitete, einer in seiner Gegend üblichen Heimarbeit. Da er diese schwierigen Umstände überwunden hat, blickt er heute mit Stolz auf seinen Lebensweg zurück. In seiner Rede zum WDACL rief Rajendra zu kollektiven Anstrengungen aller Beteiligten und der Gemeinschaft auf, um sicherzustellen, dass jedes Kind eine Schulbildung erhält und von einer besseren Zukunft träumen kann, und dass die prägenden Jahre der Kindheit nicht durch das Erzielen von Einnahmen und das Aufbessern des Familieneinkommens verloren gehen. Im Rückblick auf seine Schwierigkeiten bezeichnete er den sozialen Schutz für gefährdete Familien als ein wichtiges Instrument zur wirksamen Bekämpfung von Kinderarbeit weltweit und forderte eine universelle Deckung der sozialen Sicherheit durch die Regierungen auf Druck der Gewerkschaften und der Zivilgesellschaft.
Am 12. Juni dieses Jahres führten ausgewählte Mitgliedsgewerkschaften anlässlich des WDACL verschiedene Aktionen durch, darunter Kundgebungen, Sensibilisierungsveranstaltungen und Pressekonferenzen.