16 October 2025

NORDMAZEDONIEN: GEWERKSCHAFTSFÜHRERINNEN FORDERN KONKRETE MASSNAHMEN ZUR UMSETZUNG DES IAO-ÜBEREINKOMMENS C190

Anlässlich der Ratifizierung des IAO-Übereinkommens Nr. 190 über die Beseitigung von Gewalt und Belästigung in der Arbeitswelt vor zwei Jahren und des Inkrafttretens des Übereikommens vor einem Jahr, organisierten die Bau- und Holzarbeiter-Internationale (BHI) und die Gewerkschaft der Bau-, Industrie- und Designarbeiter Mazedoniens (SGIP) einen Online-Workshop für Gewerkschaftsführerinnen und -funktionärinnen unter dem Thema „IAO C190 und R206 – Gewerkschaften in Aktion: Schritte für den Wandel“. Die Teilnehmerinnen diskutierten über die Fortschritte und Herausforderungen bei der Umsetzung des Übereinkommens in Nordmazedonien und stellten fest, dass das Übereinkommen zwar seit einem Jahr rechtsverbindlich ist, dass dessen praktische Umsetzung jedoch nach wie vor sehr begrenzt stattfindet.

Die Teilnehmerinnen stellten ferner fest, dass das 2013 verabschiedete Gesetz gegen Belästigung am Arbeitsplatz in Nordmazedonien zwar vor der Ratifizierung des IAO-Übereinkommens C190 verabschiedet wurde, dass dieses aber noch nicht an die Bestimmungen des Übereinkommens angepasst wurde. Erfreulicherweise plant die Regierung, bis Ende 2025 eine Arbeitsgruppe unter Beteiligung von Gewerkschaften einzurichten, um den Prozess der Rechtsangleichung einzuleiten. Gewerkschaftsfrauen äußerten sich außerdem besorgt über die zunehmende Verbreitung häuslicher Gewalt. Dieses Thema hat in der öffentlichen Debatte an Bedeutung gewonnen. Gleichwohl wurde betont, dass Gewalt und Belästigung am Arbeitsplatz nach wie vor nicht systematisch überwacht oder gemeldet werden, insbesondere in männerdominierten Branchen wie dem Baugewerbe.

Während Arbeitnehmerinnen sich oft informell an Gewerkschaften wenden, um Rat zu erhalten, sind formelle Beschwerden nach wie vor selten – in den letzten drei Jahren wurde nur eine offizielle Meldung über die digitale Anwendung der Gewerkschaft eingereicht.

„Leider sind Diskriminierung, Gewalt und Belästigung von Frauen in männerdominierten Branchen wie dem Bauwesen nach wie vor fast unsichtbar“, sagte Ivana Dimitrova, Vorsitzende des Europäischen Frauenausschusses der BHI und Vertreterin der SGIP Nordmazedonien. „Die meisten Forschungsdaten konzentrieren sich auf Branchen, in denen Frauen die Mehrheit bilden, wie Bildung und Dienstleistungen, während das Bauwesen oft als eine Branche ohne Frauen wahrgenommen wird. Es gibt nur wenige Frauen im Bauwesen, und das hat einen Grund: Viele verlassen die Branche, weil sie mit der Gewalt und dem diskriminierenden Umfeld auf den Baustellen nicht zurechtkommen. Wenn wir diese Probleme nicht konkret, praktisch und umfassend angehen, werden wir nie mehr Frauen in dieser Branche sehen oder halten können.“

Der Workshop endete mit einem starken Bekenntnis der Gewerkschaftsführerinnen, gemeinsam gegen geschlechtsspezifische Gewalt und Belästigung am Arbeitsplatz zu kämpfen und die nationale Einheit der Gewerkschaften zu mobilisieren, um sich für echte Veränderungen auf nationaler Ebene einzusetzen.