8 October 2025
ARBEITER IN EUROPA FORDERN KLIMAGERECHTIGKEIT: MENSCHENWÜRDIGE ARBEITSPLÄTZE IM BAUWESEN UND WOHNRAUM FÜR ALLE
Die BHI-Europakonferenz zum Thema „Gerechte Transformation im Bauwesen“ (Berlin, 6.–7. Oktober 2025) brachte mehr als 100 Gewerkschaftsführer, Vertreter der Stadt, NGOs und Partner zusammen, um einen Weg für eine gerechte Klimawende zu skizzieren.
Zwei Tage lang befassten sich die Teilnehmer mit den Herausforderungen, die damit verbunden sind, dass die Netto-Null-Ziele Europas menschenwürdige Arbeitsplätze und bezahlbaren Wohnraum schaffen, ohne dass es zu Prekarität und Vertreibung kommt:
- Klimaschutzmaßnahmen von global bis lokal:Die Podiumsteilnehmer forderten die Staats- und Regierungschefs der Welt auf, Verpflichtungen einzugehen und die Mittel für die Anpassung an den Klimawandel vor allem den Kommunen und den im Freien arbeitenden Menschen zukommen zu lassen, die den Klimarisiken am stärksten ausgesetzt sind. Sie unterstrichen auch das Minderungspotenzial durch eine Dekarbonisierung der Infrastruktur und des alternden Wohnungsbestands in Europa, um die europäischen Klimaneutralitätsziele bis 2050 zu erreichen, sowie die Chance, Millionen neuer grüner Arbeitsplätze zu schaffen. Sie warnten jedoch davor, dass ohne strenge Arbeitsstandards die Gefahr besteht, dass es zu einem „Just Transition Washing” kommt, bei dem die Dekarbonisierung als Rechtfertigung für die Entgewerkschaftung oder Prekarisierung von Arbeit genutzt wird.
- Städtepartnerschaften:Fallstudien aus den C40-Städten Wien, London und Glasgow der BHI zeigten, wie Allianzen zwischen Städten und Gewerkschaften für sauberes Bauen, bezahlbaren Wohnraum und sichere Arbeitsplätze sorgen und gleichzeitig den Schutz für besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen (Frauen, Migranten, Arbeitnehmer mit niedrigem Einkommen und Haushalte) verbessern können. Gleichzeitig tragen diese Allianzen dazu bei, gute grüne Arbeitsplätze aufzuwerten, um der Ausbreitung von Prekarität, Informalität und stagnierenden Löhnen entgegenzuwirken, die den Sektor für junge Menschen und Frauen unattraktiv machen.
- Hitze und Tarifverhandlungen: Die Gewerkschaften stellten Beispiele für gemeinsame Vorschriften von Gewerkschaften und Arbeitgebern im Bauwesen und Tarifverträge vor, wie sie beispielsweise von Turmdrehkranführern, Dachdeckern und Gerüstbauern in Europa ausgehandelt wurden und die Arbeitsunterbrechungen, Entschädigungen und Schutzmaßnahmen bei extremer Hitze vorsehen. Sie forderten, diese Schutzmaßnahmen durch Vorschriften und strengere Arbeitsinspektionen auszuweiten und durchzusetzen, um sicherzustellen, dass die Rechte von Arbeitnehmern auch bei steigenden Temperaturen gewahrt bleiben.
- Kompetenzen für morgen:In der Sitzung wurde betont, dass grüne Kompetenzen nicht nur technischer, sondern auch politischer Natur sind. Referenten aus Gewerkschaften und der Zivilgesellschaft forderten Ausbildungswege, die Klimawissen, rechtsbasierte Bildung und berufliche Weiterqualifizierung kombinieren, insbesondere für Frauen, Migranten und junge Arbeitnehmer. Initiativen wie die PROFBUD-Zentren in der Ukraine und die Klimabildung von IG BAU/PECO zeigen, dass grüne Ausbildung auch Organisation, Inklusion und Tarifverhandlungen umfassen muss. Um wirklich „grüne und menschenwürdige“ Arbeitsplätze zu schaffen, muss der Inhalt von Ausbildungssystemen gestaltet und nicht nur erweitert werden.
- Lieferketten:Die Diskussionen deckten Risiken von Outsourcing und Informalität auf, aber auch das Potenzial der IAO-Standards und der Rahmenwerke des Green Building Council, um Arbeitnehmerrechte in die Dekarbonisierung entlang der gesamten Wertschöpfungskette im Bauwesen und in Zertifizierungsstandards zu verankern.
Der abschließende Runde Tisch „Wohnraum für alle”, an dem Akteure aus der Zivilgesellschaft, dem Wohnungswesen und der Klimabewegung teilnahmen, veröffentlichte einen gemeinsamen Aufruf „Grüne Wohnungen für alle” und vereinte folgende Forderungen:
- Wohnraum als Recht und Klimapriorität
- Kopplung von Klimafinanzierung an Arbeitsstandards und sozialen Schutz
- Gewerkschaftlich organisierte Arbeitsplätze durch grüne Sanierungen
- Investitionen in öffentlichen Wohnungsbau für Klima und soziale Gerechtigkeit
- Stimmen von Arbeitern und Kommunen im Mittelpunkt
BHI-Generalsekretär Ambet Yuson schloss die Konferenz mit folgenden Worten:„Ein gerechter Übergang bedeutet sichere, gewerkschaftlich organisierte Arbeitsplätze im Bauwesen und bezahlbaren Wohnraum für Arbeiter und Kommunen. Ohne beides gibt es keine Klimagerechtigkeit.“
Die Konferenz endete mit einer Grundsatzrede von Verena Hubertz, Bundesministerin für Wohnungsbau, Stadtentwicklung und Bauwesen, die bekräftigte, dass Wohnen und menschenwürdige Arbeit untrennbare Säulen des grünen Wandels sind.
Während sich Europa auf den Weg zur COP30 in Belém macht, ist die Botschaft klar: Menschenwürdige Arbeit, der Schutz der am stärksten vom Klimawandel betroffenen Arbeiter und Gerechtigkeit im Wohnungswesen müssen als zentrale Säulen der Klimagerechtigkeit behandelt werden.
(Verena Hubertz, Bundesministerin für Wohnungsbau, Stadtentwicklung und Bauwesen)